Adas Polow, ein Herbstgericht, und die letzte Gartenernte

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Die Tage werden wieder kürzer, die Luft kühler und der Spätsommer zeigt sich heuer eher von seiner regnerischen Seite. Das erzeugt aber umgekehrt Lust, es sich zu Hause wieder gemütlich zu machen und köstliche Herbstgerichte zu genießen. 

In der alten persischen Tradition wird ungefähr um diese Zeit das “Mehrgan”-Fest gefeiert. Wie das Frühlingsfest Nouruz entspringt es dem zoroastrischen Glauben, der bis heute Einfluss auf die Kultur des Iran hat. Diese alten Feste orientieren sich an der Natur und dem Wechsel der Jahreszeiten. Während Nouruz das große Fest schlechthin ist, zu dem sich die ganze Familie trifft und man mehrere Tage den Frühlingsbeginn zelebriert, hat Mehrgan in der Praxis heute an Bedeutung verloren. Auch mein Mann kann sich nicht erinnern, dass es jemals in seiner Familie gefeiert wurde. Nouruz natürlich schon und auch Yalda, das die Überwindung der längsten Nacht im Dezember bedeutet. 

Mehrgan fällt ungefähr mit der herbstlichen Tages- und Nachtgleiche zusammen und markiert auf jeden Fall den Herbstbeginn. Die Verwandtschaft zu den Festen anderer Kulturen liegt wieder einmal auf der Hand: Hierzulande feiert man Erntedank, in den Vereinigten Staaten Ende November Thanksgiving. Es heißt wieder einmal, innezuhalten, sich der neuen Jahreszeit bewusst zu werden und dankbar zu sein, für das, was uns geschenkt wurde. 

In unserem Fall ist das zum Beispiel die letzte Gartenernte. Unser burgenländischer Garten beschenkt uns noch mit köstlich süßen Feigen, einer reichen Weintraubenernte, den letzten Kürbissen und frischem Estragon.

Nachdem ich versuche, weniger Pasta und Brot und dafür mehr Reis zu essen, sind die persischen Rezepte perfekt! Ich habe dieses Mal Adas Polow ausgewählt, das mit Linsen, Trockenfrüchten und Walnüssen mir als richtige Speise für diese Jahreszeit erscheint. Bei meinen Recherchen habe ich auch festgestellt, dass einige iranische Food Bloggerinnen gerade diese Speise als Symbol für das Mehrgan-Fest wählten.

Adas Polow Querformat

Zum Essen habe ich uns einen Wein aus meiner Heimatgemeinde Neusiedl am See ausgesucht, einen besonders würzigen St. Laurent vom Weingut Paul Rittsteuer, das von der Familie einer lieben Freundin betrieben wird. Den samtig-würzigen St. Laurent 2013 empfand ich als besonders harmonischen Begleiter für mein Adas Polow. Es ist dies mein persönlicher Geschmack, einem anderen mag vielleicht ein anderer Wein besser zu diesem Gericht schmecken. 

Nun aber zum Rezept:

  • 400 g Basmati-Reis
  • 280 g Berglinsen
  • 2 mittelgroße weiße Zwiebel, sehr fein gehackt
  • 200 g Sultaninen
  • 1 Cappucino-Tasse voll Softdatteln und Softplaumen, klein gehackt 
  • 1 Handvoll ausgelöste Walnusskerne, klein gehackt
  • Olivenöl
  • Salz und Pfeffer
  • 2 Esslöffel Kurkuma
  • 6-8 Kardamomkapseln
  • 3 Zimtstangen
  • etwas Kümmel
  • Joghurt
  • Walnüsse, Pistazien und getrocknete Rosenblätter zum Bestreuen als Verzierung

Zwiebel schälen und sehr fein hacken. Etwas Olivenöl in eine beschichtete Pfanne geben und die klein gehackten Zwiebel mit den Sultaninen, Datteln, Dörrpflaumen und gehackten Walnüssen unter Hinzufügen von 2 Teelöffel Kurkuma anrösten. Die Mischung beiseite stellen.

Reis gut waschen und in einem großen Topf mit genügend Wasser und etwas Salz kurz aufkochen lassen und solange köcheln lassen bis der Reis weich, aber al dente, also bissfest, ist. Der Reis soll noch weiter verarbeitet werden! Während der Reis köchelt, diesen immer wieder mit einem Holzlöffel umrühren. Anschließend in einem Sieb abgießen und den Reis kurz mit kaltem Wasser schwemmen.

Linsen ebenso in leicht gesalzenem Wasser ca. 15-20 Minuten nach dem Aufkochen köcheln lassen bis sie weich, jedoch nicht zu weich sind.

In einer Cappuccino-Tasse Olivenöl (ca. 1/3-1/2 Tasse), 3 Esslöffel Joghurt und etwas gekochten Reis mischen und am Boden einer großen beschichteten Pfanne verteilen. Diese Mischung am Boden der Pfanne sorgt während des darauf folgenden Köchelns dafür dass eine schöne Reiskruste entsteht, die sichtbar wird, wenn man die Pfanne am Ende des Kochprozesses stülpt. Die Iraner nennen diese Reisvariante bzw. die Kruste Tahdig. Diesem Tahdig werde ich einmal einen eigenen Artikel widmen.

Reis, Linsen und die Zwiebel-Trockenfrüchtemischung abwechselnd in die Pfanne füllen und dabei Kardamomkapseln und Kümmel verteilen. Beim Einfüllen versuchen, vom Rand in die Mitte zu arbeiten, um eine Pyramide zu formen. Die Zimtstangen in die Reispyramide stecken. Schließlich mit dem Ende eines Kochlöffels ein paar Löcher in die Reispyramide formen und wenig Olivenöl hineinträufeln. Ebenso wenig Wasser über die Mischung sprenkeln, sodass Dampf entstehen kann. Den Pfannendeckel mit einem Geschirrtuch umwickeln und auf die Pfanne setzen. Das Geschirrtuch sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit, die durch den Wasserdampf entsteht, nicht im Reisgericht bleibt und dadurch der Reis schön locker wird. 

Zuerst kurz auf höherer Stufe kochen lassen, allerdings nur sehr kurz, sodass der untere Teil nicht anbrennen kann, und anschließend auf niedriger Stufe am Herd ca. 1-1 1/2 Stunden köcheln lassen. 

Mit Mast-o khiar (Joghurt mit klein gehackter Gurke, Salz, Pfeffer und etwas getrockneter Minze) servieren! 

Guten Appetit! نوش جان

 

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