
Meine Serie “Countdown to Nowruz”, also das Zählen der Tage bis zum Persischen Frühlings- und Neujahrsfest Nowruz, wurde je unterbrochen, also uns in der zweiten Märzwoche bewusst wurde, wie dramatisch sich die Lage um den Corona-Virus entwickelte und wie lebensverändernd die so notwendigen Maßnahmen sein würden.
Kein Besuch mehr bei der Familie im Burgenland, geplante Veranstaltungen im Job abgesagt, Verabschiedung von den Kollegen und Kolleginnnen auf ungewisse Zeit… Für uns alle eine veränderte und neue Situation – eine, die weltweit in dieser Art und Weise noch nicht da gewesen ist. Und das Bizarre daran ist auch, dass egal, mit wem ich mich unterhalte, meist über die zahlreichen Chat-Möglichkeiten, jeder und jede dieselben Erlebnisse teilt. Vom Iran bis in die USA ergeht es uns allen gleich – wir sind zusammen in dieser Situation, getrennt und doch vereint.
Als Bloggerin und Social Media-Fan fällt mir das Nutzen dieser digitalen Alternativen zur alltäglichen Kommunikation leicht. Auf diese Weise können wir alle gut miteinander verbunden sein. Meine Eltern, die ich im Moment nicht sehen kann, können auf ein Einkaufsservice ihrer Gemeinde zurückgreifen, und ich könnte ihnen Packerl zukommen lassen, daneben gibt es so viele gute Aktionen, die uns mit dem Alltäglichen versorgen. Das heißt, ich muss mir keine Sorgen machen. Österreich ist gut aufgestellt, man hilft einander, wo es geht.
Und das Alltägliche? Ist ja nicht wirklich schwer. Das wäre für uns, die keine Vorbelastung haben, schon ein Jammern auf hohem Niveau. Also mir fällt es nicht schwer… Als “Monk”, die immer schon etwas heikel war, habe ich auch mit dem endlosen Händewaschrhytmus kein Problem… Und mit Humor kann man sowieso alles viel leichter sehen. In den eigenen vier Wänden fühle ich mich wohl und interessanterweise habe ich im letzten Advent begonnen, bewusst Strategien zu entwickeln, wie ich mit Dingen, die ich nicht ändern kann, besser umgehen lerne und wie ich zur inneren Ruhe finde. Und gestern habe ich mit einer lieben Arbeitskollegin telefoniert, die mit mir die Meinung teilte, dass abgesehen der Gefahr und der Erkrankungen und der Herausforderungen für die Wirtschaft, diese Krise auch eine Chance ist. Zunächst für ein Innehalten, für jeden einzelnen und unsere Gesellschaft im Gesamten.
Und dabei kennen wir natürlich auch alle die schrecklichen Bilder aus Norditalien, wir haben dabei keine Ahnung von dem Leid der Menschen dort, aber eine sehr leise Vorstellung – diese Tatsachen müssen uns sehr wohl bewusst sein, aber ich will dieses Bild hier jetzt aus gutem Grund nicht strapazieren. Weil ich hier und heute als Bloggerin meine Aufgabe darin sehe, das Positive hervorzustreichen, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken und zu unterstützen, wo es sinnvoll erscheint.
In den letzten Monaten, lange, sehr lange vor der Corona-Krise, habe ich mich mit den Menschen in meinem Umfeld oft über alternative Ernährungswege, über Veganismus zum Beispiel, oder über neue Ansätze im Zuge des Klimawandels ausgetauscht. Und jetzt einmal abgesehen von Gesundheits- und Umweltaspekten, hat mich, ganz persönlich, daran auch besonders gereizt, neue Denkweisen zu pflegen. Herkömmliche Wege zu verlassen und im Nachdenken über Lösungen Neues kennenzulernen. Beim Veganismus zum Beispiel (und ich gehöre definitiv nicht zu den strengen Veganern, sondern lebe es vor allem hier zu Hause) war es für mich nicht das “Nein” zum einen, sondern das “Ja” zu anderen Wegen, die ich selbst nie für möglich gehalten hätte…
In meiner Nachbarschaft spielen dieser Tage klassische Künstler und Künstlerinnen auf den Balkonen, um uns zu unterhalten und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Auf virtuellem Weg lernt man neue Menschen kennen und alte Freunde melden sich wieder. Man entdeckt neue Wege der Kommunikation, neue Wege, füreinander da zu sein, ein neues Bewusstsein für die Stille und die Wahrnehmung der Natur.
Ja, ich weiß schon – vieles wird wieder abflachen, wenn diese Krise überwunden ist. Aber vielleicht gelingt es uns doch, einige der positiven Aspekte mit zu nehmen, in die Zeit danach… !
Und das bringt mich jetzt in mehrfacher Hinsicht zur Farbe Grün. Auf Persisch wird alles Grüne mit dem Wort “Sabz” bezeichnet. Sabzi sind die grünen Sprossen am Haft Sin-Tisch während der Nowruz-Tage. Und das Wort bezeichnet die Kräuter, die die Persische Küche so ausmachen. Und Grün ist auch die Farbe der Hoffnung. Und wir dürfen zurecht hoffen, weil wir zumindest hierzulande und bei den Menschen, die ich kenne, einen guten Weg zur Überwindung dieser Tage eingeschlagen haben. Und wir sollen auch darauf hoffen, dass wir das Gute dieser Tage mit in die Zukunft nehmen und einen positiven Weg zu gehen versuchen.
Für diese Zukunft wünsche ich mir auch, dass uns der Wert derer, die unsere Lebensmittel produzieren, bewusst ist. Und ganz konkret, dass wir da kaufen werden, wo achtsam mit Tier und Umwelt umgegangen wird und wo regionale Initiativen und Familienbetriebe Großartiges leisten.
Daher habe ich, nachdem ich mich auch die ersten Tage etwas in Schockstarre befunden hatte, sehr schnell beschlossen, dass es gerade jetzt auch wichtig ist, meine geplante Serie “Steppe und Stadt´s Bio-Talk” zu beginnen. Es wird anders werden als geplant. Eigentlich wollte ich für meine erste Reportage, für die ich im Februar ein Interview geführt habe, noch für Fotoaufnahmen ins Burgenland fahren. Daraus wird vorerst auch nichts. Also muss ich auch da neu denken. Aber ich möchte nicht aufgeben, möchte weitermachen und möchte Landwirte, Winzer und Unternehmen vorstellen, die ich ohnehin interviewen wollte und ihnen somit gerade in diesen – für Wirtschaft und Arbeit schwierigen Zeiten – hier eine Plattform geben!
Und passend zur Farbe Grün habe ich ein köstliches und einfaches Rezept mit Kohlsprossen und Lauch kreiert, mit dem ich mich gerne auch an Alexandra Pallas Challenge unter dem Hashtag #alleswirdgutküche beteiligen möchte. Die Autorin und Designerin Alexandra Palla, die auch den Austria Food Blog Award seit vielen Jahren managt, hat uns Blogger und Bloggerinnen dazu aufgerufen, einfache Rezepte zu posten und auch damit eine positive Energie zu verströmen!
Und nachdem ich als Frau der vielen Worte in diesen Tagen ja noch so viel mehr Zeit für viele Worte habe, muss ich mich jetzt einbremsen und darf euch das Rezept präsentieren:
Zutaten:
- 1 Tasse Bulgur
- 2 Tassen kochendes Wasser
- Tiefgefrorene Kohlsprossen
- Etwas frischer Lauch
- Walnusskerne
- Olivenöl
- Pfeffer
- Kurkuma
- Kreuzkümmel
- Frische oder tiefgefrorene Petersilie
- Im besten Fall selbstgezogene frische Sprossen (ich habe Weizensprossen verwendet)
Bulgur in einem Topf mit 2 Tassen kochendem Wasser übergießen und die Mischung erneut zum Kochen bringen. Danach sofort die Hitze reduzieren und einfach für max. 15 Minuten quellen lassen (Warmhaltefunktion des Herds).
Kohlsprossen auftauen lassen und leicht vorkochen. Vorgekochte Kohlsprossen, in Scheiben geschnittenen Lauch und klein gehackte Walnusskerne auf einem Backblech ausbreiten, mit Kurkuma, Kreuzkümmel und Olivenöl beträufeln und im vorgeheizten Backrohr bei 180° C ca. 20 Minuten backen. Gegen Ende hin eventuell noch kurz auf Grillfunktion stellen (Achtung: Walnusskerne werden schnell dunkel!).
Die Kohlsprossen-Lauch-Nuss-Mischung mit dem Bulgur verrühren. Dabei Petersilie unterrühren und mit Sprossen verfeinern! Ich hatte das Glück, auch noch etwas aromatisiertes Olivenöl (mit Bergamotte) zu Hause zu haben. Dieses hat für eine noch feinere Nuance gesorgt.
Guten Appetit! نوش جان