Wieder einmal ein Freitag-Nachmittag, den ich nütze, um nach der Arbeit ins Burgenland aufzubrechen, um einen Interviewtermin für Steppe und Stadt wahrzunehmen. Dieses Mal kann ich den Weg vom Elternhaus zu meinem Interviewpartner zu Fuß zurücklegen, denn das Restaurant “Nyikospark” liegt fast in der Nachbarschaft. Und es ist ein Haus, mit dem ich persönliche Erinnerungen verbinde und das auch in meiner Familiengeschichte eine Rolle spielt. In der Monarchie Offizierskasino, war das Lokal auch schon zur Zeit meines Urgroßvaters, der als k.u.k.-Offizier nach Neusiedl am See gekommen war, ein Ort der Begegnung. In der Nachkriegszeit ging man auch in meiner Familie in jenes Gasthaus, um das neue Medium “Fernsehen” genießen zu können. Als Fritz Tösch sein “Landgasthaus am Nyikospark” eröffnete, fanden zahlreiche Familientreffen im Wintergarten des Restaurants statt. Als wir 2012 schließlich eine Location für das Dinner unserer bewußt gewählten “Winterhochzeit” suchten, war es Fritz Tösch, der uns mit seinem Angebot und seiner Art, Professionalität zu vermitteln, ohne viel sagen zu müssen, überzeugte.
Während ich auf Fritz Tösch warte, werden all diese Erinnerungen wach und im Ambiente des Wintergartens genieße ich eine Tasse Cappucino. Glück muss man haben, denke ich. Nach einem eher grauen Tag kommt die Abendsonne heraus und das Herbstlicht legt sich in den Garten des Nyikospark, beleuchtet die bunten Blätter und zaubert einen warmen Glitzer auf das Interieur im Inneren des Lokals. Schnell greife ich zur Kamera und halte diese Momente, so gut dies eben geht, fest.
Ich lerne eine der Töchter des “Chef” kennen, die mir berichtet, dass ihr Vater noch einen Termin für das neueste Projekt wahrnehmen musste. Es ist dies ein engagiertes und ehrgeiziges Vorhaben, das mit der Region aufs Engste verbunden ist, doch dazu später mehr.
Wer ist nun Fritz Tösch, mit dessen Namen man Genuss und Kulinarik und das auf höchstem Niveau verbindet?
Fritz Tösch´ Wirken ist aus der Region Neusiedler See wirklich nicht mehr wegzudenken, obwohl der heutige Spitzengastronom selbst nicht aus der Region stammt. Fritz Tösch ist in Lichtenwörth im niederösterreichischen Industrieviertel aufgewachsen, wo seine Großeltern das Dorfwirtshaus betrieben. So wie sein Großvater, erlernte der junge Fritz Tösch das Fleischhauergewerbe. Es war ein Gastronom aus Wiener Neustadt, der ihm schließlich riet, etwas “Feineres” als die Fleischhauerei anzustreben und so kam es, dass Fritz Tösch zu seiner ersten Lehre eine zweite anknüpfte, nämlich die des Kochs, eine Entscheidung, die ihn in der Folge in die Schweiz, nach Frankreich und nach Italien führte. In Österreich verbrachte er Wintersaisonen in Lech am Arlberg.
In einer Zeit, in der Werner Matt die “Neue Wiener Küche” begründete, gehörte auch Fritz Tösch zum legendären Erfolgsteam des die österreichische Gastronomie prägenden Kochs.
Das war damals der Anstoß zum elitären Kochen. Wir waren rund 90 Köche und ich wurde schließlich Abteilungsleiter im Restaurant “Prinz Eugen”.
Der Weg von Wien an den Neusiedler See erfolgte über ein pädagogisches Projekt, das zu einem Eckpfeiler von Tourismus und Gastronomie in der Region werden sollte: Für das heutige “Pannoneum” suchte man Lehrkräfte und Fritz Tösch, der schon immer offen neuen Herausforderungen gegenüberstand, nahm die Aufgabe an und ging als Lehrer ins Burgenland.
Doch es wäre nicht Fritz Tösch, hätte er nicht den Blick weiter gerichtet: Er hatte den Wunsch, auch selbstständig tätig zu werden, was in der Gründung des Restaurants “Da Capo” mündete. Auch das oder die “Da Capo” ist ein Lokal, mit dem ich viele Erinnerungen verbinde. Es war damals für uns Teenager die erste Pizzeria im Ort und am Ende des Schuljahrs hatten wir immer unser Abschlussessen in der “Da Capo”. Tatsächlich verhält es sich so, dass das Lokal zu 80 % Restaurant und zu 20 % Pizzeria ist. Fritz Tösch erklärt, dass in der Schule immer wieder Betriebsanalysen für den Standort Neusiedl am See durchgeführt worden waren, die immer wieder ergaben, dass sich ein italienisches Konzept mit einer leicht vegetarischen Küche, mit Pizza und Nudeln gut bewähren würde. Das brachte ihn, der ursprünglich auch an eine Rotisserie gedacht hatte, zum Konzept der “Da Capo”.
Wie er selbst sagt, richtete Fritz Tösch den Blick von der “Da Capo” aus über die Straße, wo der Nyikospark leerstand. Er übernahm das Lokal und machte es zu jenem Haubenrestaurant, in dem man den regionalen Produzenten als Partner sieht. Noch ein Blick “über die Straße” führte schließlich zum Erwerb des leerstehenden Gebäudes, das einst die Wirtschaftskammer Burgenland beheimatet hatte. Damit, so Fritz Tösch, konnte man das Angebot abrunden, da man nun auch einen Nächtigungsbetrieb und Räumlichkeiten für eine Kochschule einrichten konnte.
Fritz Tösch als Partner und damit auch Botschafter der Region nimmt sich auch der Nachfrage nach Genusserlebnissen auf hohem Niveau an: So gibt es eben Kochkurse, die heute vor allem über die Mundpropaganda funktionieren, und die “Nyikospark-Safari”, bei der man ausgewählte Produzenten besucht und die mit einem genussvollen Dinner abgerundet wird.
Auch beim Thema Wein setzt Fritz Tösch auf Regionalität. Von den 300-500 Weinpositionen sind 80 % inländische Weine und davon wiederum 80 % burgenländische. Mit der Vereinigung “Neusiedler am See”, die fünf Neusiedler Weingüter umfasst, gibt es fixe Veranstaltungsreihen, wie beispielsweise einen Spargel- und Weinschwerpunkt.
Ich äußere meine Meinung, dass ich denke, dass in den letzten Jahren das Bewusstsein für gute Qualität und regionale Herkunft beim Essen, auch durch Zutun der Medien, gestiegen ist. Auch Fritz Tösch meint, dass sich diese Wahrnehmung gewandelt hat.
Ich glaube, dass wir hier noch lange nicht am Ende sind, das Thema noch sehr ausreizbar ist und dass noch sehr viel Potential darin steckt.
Potential steckt auch im neuesten Projekt Fritz Tösch´, das sich “Das Fritz” nennt und in der Nachbargemeinde Neusiedls, in Weiden am See, entsteht. Das gastronomisch-kulturelle Projekt wird schon im Vorfeld unter Einbezug aller regionalen Akteure geplant und setzt auf die Verbindung von Mensch und Region. “Das Fritz” wird eine Veranstaltungsräumlichkeit für bis zu 250-300 Personen im Obergeschoss, ein A la carte-Restaurant mit 140 Sitzplätzen und einen Außenbereich mit 160 Sitzplätzen anbieten. Das ermöglicht unter anderem die Abhaltung von größeren Feiern aber auch die Veranstaltung von Konzerten oder Lesungen. Darüber hinaus wird es auch eine Art Greißlerei oder Kiosk geben, in dem selbst erzeugte Produkte angeboten werden sollen. “Das Fritz” wird von der nächsten Tösch-Generation, den beiden Töchtern, geführt werden, was verdeutlicht, dass das Unternehmen auch ein Familienbetrieb ist und die Leidenschaft für Kulinarik, Engagement und Qualität von Fritz Tösch an seine Kinder weitergegeben werden konnte.
Bei dem guten Sinn Fritz Tösch´ für neue Projekte, den richtigen Ort und den richtigen Zeitpunkt, verspricht auch das neue Vorhaben ein Erfolg zu werden. Es wird einen neuen Akzent in der Region setzen und ich freue mich schon, wenn ich bei meinen Besuchen in der “Steppe” einen neuen Ort finden kann, an dem man sich wohlfühlt, genießt und Familie und Freunde trifft!
(Fotocredits: Dessert und Porträt Fritz Tösch: Wolfgang Prummer, Steppenseestudio; Hauptspeise: Nyikospark; Aufnahmen Garten und Restaurant: Steppe und Stadt)