Garden Food – Die Ursprünge

Neusiedl am See war in der Geschichte immer auch eine Stadt, in der die Gartenwirtschaft eine große Rolle spielte. In den Neusiedler Hausgärten, wie die Gegend noch heute genannt wird, in der sich kleine Obst- und Gemüsegärten befinden, wurden Tomaten (Paradeiser, wie man in Österreich sagt), Salat und Kräuter angebaut. Vor allem der Neusiedler Salat erfreute sich großer Beliebtheit. Daneben war es der Anbau von Majoran, der so charakteristisch für die Gartenwirtschaft in Neusiedl war. Das milde pannonische Klima eignete sich sehr gut für den Anbau dieses Krauts und wie der Chronist Hans Wolf in seinem Buch “Wie es bei uns einmal war, in Neusiedl am See” ausführt, lag während der Blütezeit des Majoran ein würziger Duft über der Stadt. Heute wird diese alte Tradition wieder gepflegt und eine Gruppe Neusiedler hat sich zusammengefunden, um sich dem Majorananbau zu widmen.

Viele Familien betrieben Hausgärten im Sinne eines Selbstversorgergartens – so auch meine Großeltern väterlicherseits. Ich erinnere mich, wie meine Großmutter Kukuruz (Mais), Tomaten und anderes Gemüse anbaute und wie ich mich als Kind über die frischen Köstlichkeiten freute! Meine Familie genoss vor allem den Kukuruz sehr, der in heißem Wasser gekocht und mit Salz bestreut wurde – ich bekomme schon während des Schreibens darüber Appetit auf diesen einfachen und dennoch so wertvollen Sommersnack! 

Irgendwann wurde meiner Großmutter die Gartenarbeit zu viel und sie gab diese Beschäftigung auf. Viele Jahre später begannen im Jahr 2013 mein Mann und ich, die Gartentradition wieder aufleben zu lassen und das brachliegende Grundstück in Neusiedl am See zu bewirtschaften. 

Wenn man als Städter ein solches Vorhaben angeht, stellt man sich zunächst reichlich ungeschickt an. Wir fanden damals ein wild verwachsenes Grundstück vor, wir pflanzten in unserem Enthusiasmus Feigenbäume, um sie schließlich wieder auszugraben, da der Grund erst bearbeitet werden musste, wir lernten hilfsbereite Landwirte kennen, die uns mit Traktor und Pflug aushalfen, Gartennachbarn, mit denen bald freundschaftliche Kontakte entstanden… ein Abenteuer begann! 

Der Garten in Neusiedl ist heute noch ein spannendes Projekt. Es ist ein Ort der Ruhe für mich, aber auch ein Ort des Austausches. Ein Ort des Abschaltens und ein Ort des Denkens. Ein Ort der Herausforderung und ein Ort, der einen reichlich beschenkt. 

Ich habe geschwitzt in diesem Garten, gearbeitet, war müde, manchmal fast verzweifelt, frustriert, überrascht, enthusiastisch, freudig, überdreht und glücklich – und ich möchte diesen Aspekt meines Lebens nicht mehr missen. Die Gartenarbeit macht wirklich glücklich und ist so unglaublich facettenreich! 

Neben der Beschäftigung mit der Natur und dem Staunen über ihre Geheimnisse ist es auch die Begegnung mit den Menschen vor Ort, die für mich spannend ist. Da ist der Winzer, der in den ersten Gartentagen mit seinen Maschinen aushalf, der Gemüsebauer, der ebenso half und der mit unermüdlicher Energie beim jedem Wetter seine Pflanzen pflegt, der Gartennachbar, der wertvolle Ratschläge gibt und mit dem man über Dies und Das plaudern kann, der indische Koch, mit dem man über Chili philosophiert… und viele mehr, die das Geschehen in den Hausgärten ausmachen. 

Heute wachsen im Garten traditionelle burgenländische Gemüsesorten wie Kürbisse oder Paradeiser, die meine Mutter liebevoll anbaut, mediterrane Gewächse, wie Feigen, und alte Rosensorten aus dem Orient. 

 

 

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