Letscho mit faschierten Bällchen

Nachdem ich eine Woche bei meinen Eltern im Burgenland verbringe, beschließe ich, zusammen mit meiner Mutter zwei alte Familienrezepte zu kochen und zu fotografieren. Schon das erste Gericht, das wir kochen, ist in meiner Familie mütterlicherseits ebenso tief verwurzelt wie in der kulinarischen Tradition der Region. Letscho oder Lecsó, wie diese Speise im Ungarischen genannt wird, wurde meist im Sommer von meiner Großmutter zubereitet.

Meine Großmutter mütterlicherseits wurde in einer Zeit geboren, in der im Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie verschiedene Kulturen aufeinandertrafen und sich die österreichische Küche aus diesen Einfüssen entwickelte. Der Vater meiner Großmutter, ein Burgenländer, kam als Offizier der damaligen k.u.k.-Armee nach Sarajevo, wo meine Großmutter 1913 geboren wurde. Mit der militärischen Karriere änderten sich oft auch die Wohnorte einzelner Familien. Als sie noch ein Kleinkind war, zog die Familie meiner Großmutter in die Gegend nahe des Neusiedler Sees, zunächst auf ungarischer Seite. Das Burgenland als solches existierte damals noch nicht. Nicht lange danach wurde ihr Vater in die damalige Garnisonstadt Neusiedl am See berufen, wo man zunächst in der Kaserne lebte und später jenes Haus errichtete, das auch mein Elternhaus ist. Interessant ist, dass es jeweils meine Großmütter waren, die in Neusiedl am See aufwuchsen, und dass es jeweils meine Großväter waren, die aus anderen Ländern hierher kamen, ihre Frauen kennenlernten und daher auch Neusiedl als Lebensmittelpunkt wählten. So kam einer meiner Großväter aus Deutschland und der andere aus Ungarn.

Meine Großmutter bekochte oftmals die gesamte Familie, da sie stets Hausfrau gewesen war, die anderen Familienmitglieder tagsüber außer Haus arbeiteten und sie ihre liebevolle Geduld gerne dem Kochen und Backen widmete, um ihre Lieben zu verwöhnen. So war es auch das Letschogemüse, dieses pannonische Gericht, das meine Großmutter im Sommer für uns zubereitete.
Dieses Gericht möchte ich gerne auch als „Garden Food“ bezeichnen, da das Gemüse dafür auch in den Hausgärten Neusiedl am Sees angepflanzt wurde und auch in unserem Garten auf jeden Fall stets Tomaten und Chili, die wir heute dafür verwenden, wachsen.

Zutaten:

  • Letschogemüse:
  • 5 bunte Paprika
  • 5 Tomaten
  • 1 große Zwiebel
  • 1 Handvoll Reis
  • Salz und Pfeffer
  • 1 halbe Chili
  • 1 EL Hot Ketchup
  • 1 EL Olivenöl
  • Etwas Wasser oder Gemüsefond

Faschierte Bällchen:

  • 50 dag Rinderhackfleisch
  • 1 Semmel
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 1 Ei
  • Semmelbrösel
  • Öl zum Frittieren
  • Salz und Pfeffer

Für das Letschogemüse zunächst die Zwiebel kleinwürfelig schneiden. Ebenso die Paprika in kleine Würfel schneiden. Tomaten in einem Topf mit Wasser kurz aufkochen, danach mit kaltem Wasser abschrecken, schälen und vierteln. Die Zwiebel in Olivenöl glasig anschwitzen, die Paprikawürfel hinzugeben und leicht andünsten. Die geviertelten Tomaten hinzufügen und mit etwas Wasser oder Gemüsefond nach Bedarf aufgießen. Mit einer halben Chili, Ketchup, Salz und Pfeffer abschmecken und den Reis hinzufügen. Das ganze Gericht so lange köcheln lassen bis der Reis weich ist.

Für die faschierten Bällchen zunächst die Semmel in Wasser einweichen. Das Fleisch mit Knoblauch, Salz und Pfeffer würzen, das Ei hinzufügen und schließlich die gut ausgedrückte Semmel ebenso beifügen. Das Ganze gut vermischen, Bällchen formen und in den Semmelbröseln wälzen. Anschließend in heißem Öl knusprig frittieren.

Guten Appetit!

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