
In diesem Herbst spielte ich kurz mit dem Gedanken, eine Gans, am besten natürlich eine burgenländische, auf persische Art zuzubereiten und stellte irgendwann fest, dass das mit dem Gänsekauf nicht ganz so einfach ist – zumindest dann nicht, wenn man bedingt durch Zeitmangel mal eine Gans so spontan kaufen will, aber sichergehen möchte, dass man sich mit der Herkunft derselbigen identifizieren kann. Irgendwann verwarf ich die Idee “Gans” und erinnerte mich an wunderbare Fasangerichte, die ich vor vielen Jahren als Kind und Jugendliche genossen hatte. Ein Fasan aus der Steppe, mit persischen Geschmacksnuancen verfeinert, schien mir ein netter Einfall für meine Serie “pannonia.meets.persia.” zu sein! Also ging es auf die Suche nach dem Fasan!
Nachdem ich irgendwann beim Recherchieren davon las, dass auch gezüchtete Fasane in den Handel gelangen, beschloss ich, “meinen” Bio-Fasan zu finden! Und so ging es schließlich nicht nur auf die Suche nach einem Fasan, sondern auch auf die Suche nach einem Jäger!
Ich fragte eine liebe Freundin, die aus einer Neusiedler Winzerfamilie stammt und die selbst großen Wert auf Bio-Produkte legt, ob ihr zum Thema “Fasan” etwas einfallen würde. Und das war der Weg zum Jäger – ein Onkel meiner Freundin schrieb prompt zurück, dass Ende November und Anfang Dezember Jagden stattfinden würden und dass ich, wenn ein Fasan dabei wäre, einen haben könnte!
Fasan in Sicht! Das Kochvorhaben hatte nun eine eigene Dynamik bekommen. Es war tatsächlich in einer Art und Weise naturbezogen geworden, hatte etwas Ursprüngliches angenommen – man musste abwarten, was die Natur hergab und was sich ereignen würde.
Übrigens: Fasan kann man wunderbar einfrieren! Nachdem sich die Termine vor Weihnachten zu häufen begannen, wurde ein mal schnelles Abholen von Fleisch im Burgenland und ein spontanes Verarbeiten, eher schwierig.
Tatsächlich kam dann die Nachricht meiner Freundin: “Es gibt Fasan!” Und so trat der Fasan dank meiner nach Wien fahrenden Mutter die Reise in die Stadt an, wurde für ein paar Tage eingefroren und wieder aufgetaut, um schließlich als mein Tipp für die persische Yalda-Nacht oder das Weihnachtsfest zubereitet zu werden.
Das persische Yalda-Fest, von dem ich schon letztes Jahr berichtete, wird in der längsten Nacht des Jahres, vom 21. auf den 22. Dezember, gefeiert. Wie alle alt-persischen Feste orientiert es sich an den Gegebenheiten der Natur. Dabei kommt den Jahreszeitenwechseln eine große Bedeutung zu. Es sind Feste aus vor-islamischer Zeit, die aus dem Zoroastrismus kommen, der noch heute eine Rolle im Iran spielt und bei denen die Veränderungen der Jahreszeit mit Riten begangen werden. Noch heute ist Nouruz, das Frühlingsfest, zum astronomischen Frühlingsbeginn im März, das wichtigste Familienfest im Iran.
In der Yalda-Nacht sitzt man mit der Familie und Freunden zusammen, genießt Früchte, wie Granatäpfel oder Kaki, und Nüsse und liest beispielsweise aus den Gedichten Hafis.
Und nach der längsten Nacht kommt ein neuer Tag. Oft werden in der Yalda-Nacht auch Kerzen angemacht oder ein Feuer entzündet, um die dunkle Nacht zu überstehen und Hoffnung zu symbolisieren.
Und das verbindet zu anderen Kulturen, wo ebenfalls um diese Zeit das “Licht” eine symbolische Rolle spielt und man mit den Liebsten Zeit verbringt: Wir haben bereits die dritte Kerze des Adventkranzes angezündet und in wenigen Tagen werden wir mit unseren Familien und Freunden das Fest begehen. Das jüdische Lichterfest “Chanukka” neigt sich heuer gerade dem Ende zu.
Was auch immer ihr, meine lieben Leser, feiert – ich wünsche euch ein Frohes Fest, eine wunderschöne Zeit im Kreis eurer Lieben und darf ein pannonisch-persisches Rezept als Festmahl empfehlen:
Zutaten:
- 1 Fasan (vom Jäger!)
- weiße und rote Zwiebel
- 150 g Rosinen
- 1-2 Teelöffel Kurkuma
- einige Vollkornsemmelwürfel
- 15 Maroni
- 2 Eier
- 1 Sackerl Bio-Orangen (Schale muss essbar sein!)
- Lorbeerblätter
- Salz und Pfeffer
- Orangenpfeffer, grob
- Majoran
- Olivenöl
- Granatapfelsirup (sehr dickflüssig; aus dem persischen Laden)
- einige Scheiben Bio-Speck
Sollte der Fasan tiefgefroren sein, über Nacht im Kühlschrank auftauen. Sollte er dann am Morgen noch immer etwas gefroren sein (mir passiert!) am besten auf der Auftaustufe des Backrohrs komplett auftauen lassen.
Zunächst die Rosinen-Zwiebel-Kurkuma-Mischung für die Fülle vorbereiten. (Diese Mischung stammt ja von meiner Schwiegermutter, die damit Fleisch-Reis-Bällchen füllte! Und ich verwende sie für meine gefüllten Paprika.) Dazu 1 große weiße Zwiebel sehr klein hacken und mit den Rosinen und 1-2 Teelöffel Kurkuma in einer beschichteten Pfanne anbraten! Duftet herrlich!
In einer Rührschüssel einige Vollkornsemmelwürfel und die Maroni mit 2 Eiern vermischen. (Ich habe die Maroni vom Maronistand geholt, gleich ausgelöst und am nächsten Tag verwendet.) Eventuell etwas Majoran hinzufügen. Schließlich die Rosinen-Zwiebel-Kurkuma-Mischung einrühren.
Für die Zubereitung des Fasans habe ich eine geschlossene Jena-Schüssel (Pyrex) verwendet, erst zum Anrichten habe ich das Gericht in eine Keramikschüssel umgefüllt. Rund um den Fasan habe ich etwas Olivenöl in die Jena-Schüssel geträufelt.
Den Fasan mit der Fülle aus der Rührschüssel befüllen. In unserem Fall passte nicht alles in den Fasan. Das macht meiner Meinung nach nichts. Im Gegenteil! Den Rest der Fülle um den Fasan in der Schüssel / Backform verteilen. Den Fasan salzen und pfeffern, mit Granatapfelsirup (!) einstreichen und mit etwas grobem Orangenpfeffer bestreuen. Anschließend das ganze Tier, außer die Keulen, mit Speck umwickeln, sodass vor allem das zarte Brustfleisch nicht austrocknen kann.
Zu der restlichen Fülle Orangenhälften und geviertelte rote und weiße Zwiebel legen, und Lorbeerblätter in der Schüssel verteilen. Noch etwas mehr Granatapfelsirup über das gesamte Gericht träufeln. Ebenso etwas Orangenpfeffer darüber streuen.
Das Gericht 1 Std. bis 1 Std. 20 min. im vorgeheizten Backrohr bei Ober-/Unterhitze braten. Zum Gericht empfehle ich Safran-Reis mit Berberitzen oder Ofenkartoffel. Als Salat passt hervorragend Rucola! Der Wein, den wir zum Gericht genossen, war der “Blaufränkisch Haniftal 2015” vom Neusiedler Bio-Weingut “Koppitsch”, ein sehr kräftiger und vollmundiger Rotwein!
Guten Appetit! نوش جان