
In genau 49 Tagen ist es soweit: Astronomisch gesehen, beginnt der Frühling und in der persischen Tradition feiert man das Frühlingsfest Nowruz!
Auf diesem Blog habe ich schon oft von diesem wunderschönen, an der Natur orientierten, Brauchtum berichtet – und heuer dachte ich, es wäre nett, einen “Countdown to Nowruz”, wie angekündigt, zu starten, und die Symbole des “Haft Sin”-Tisches, den man zu diesem Fest gestaltet, im Detail vorzustellen. Und: Wo es passend ist, auch Rezepte mit jenen “Symbolen” zu kreieren.
Und dann überschlugen sich die Ereignisse, weltpolitisch gesehen. Und ich fand mich mit wenigen, aber engagierten Künstlern und Künstlerinnen in der Wiener Innenstadt wieder, wo jene vor allem aus dem Iran stammenden Intellektuellen mit Musik und einer Kunstperformance an jenen Flug 752 gedachten, der inmitten der aktuellen Wirren 176 Menschenleben kostete, darunter zahlreiche Iraner und Iranerinnen, die in Kanada eine neue Heimat gefunden hatten und auf Besuch bei ihren Familien gewesen waren.
Der Abschuss des Flugzeugs durch Abwehrraketen der iranischen Revolutionsgarden als schreckliche Folge der militärischen Auseinandersetzungen, die tagelange Behauptung des Iran, es sei ein technischer Defekt gewesen und nicht ein menschlicher Fehler, das Zugeben dieser Tatsache erst auf internationalen Druck, die vorausgegangene gezielte Tötung eines hochrangigen iranischen Generals durch die USA, auf Befehl Donald Trumps… das waren die Nachrichten, die die außenpolitischen Schlagzeilen dominierten…
Und ich erinnere mich zurück – an Tage, als ich auf der Autobahn nahe des Flughafens Werbeschilder lesen konnte, auf denen Flüge in iranische Städte wie Isfahan, in die Städte der Rosen und Gärten, beworben wurden. Und dann heuer im Jänner konnte man einige Tage von Wien aus nicht mal mehr in die Hauptstadt Teheran reisen. Doch vor einigen Jahren, als auch Österreicher den Iran als Reiseziel entdeckten, war es anders gewesen… Das war die Zeit des “Wiener Abkommens”, jenes Atomabkommens, das hier in Österreich verhandelt worden war – und auch, wenn ich denke, dass man nur auf seine eigenen Leistungen stolz sein kann, und nicht auf die anderer in seinem Land oder das Land per se, so bin ich doch aber dankbar und es berührt mich sehr, in einem Land leben zu dürfen, in dem Diplomatie eine solche Tradition hat… und als dann Donald Trump 2017 US-Präsident wurde, begann dieses Friedensprojekt sehr schnell zu wanken… und dann erinnere ich mich an eine liebe Food Blogger-Kollegin, iranischer Herkunft, die in Kalifornien lebt und die plötzlich zittern musste, ob ihre Mutter, eine damals bereits alte Dame, aufgrund der neuen Sanktionen und Vorurteile, überhaupt noch vom Iran in die USA einreisen könne… und an den Kummer und das Leid vieler iranischer Blogger-Kolleginnen.
Warum ich das alles schreibe?
Erstens, weil ich auch (und das nicht erst heute) den Iran und seine Kultur (und dazu zählt auch Nowruz!) fernab der Schlagzeilen vorstellen möchte. Viele Österreicher und Österreicherinnen (und mir würde es gar nicht anders gehen, wenn ich mich nicht seit Jahren damit beschäftigen würde) wissen nur wenig über die Kultur dieses Landes. Aber auch weil Steppe und Stadt ein politischer Blog ist. Nein, kein parteipolitischer… ein Blog, der sich immer wieder mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen auseinandersetzen möchte. Unter anderem mit interkulturellen Themen – und weil man alles am besten bei einem guten Essen oder einem Gläschen Wein diskutieren kann! (So viel zur österreichischen Tradition!)
Irgendjemand hat dieser Tage geschrieben: “Make Ghormeh Sabzi – Not War!” Also man koche lieber einen iranischen Kräutereintopf als dass man Kriege führe… in dem Sinne:
Man koche Äpfel!
Der Apfel, auf Persisch “Sib”, ist nur eines von sieben Symbolen auf dem “Sofreh-ye Haft Sin”, dem gedeckten Tisch zu Nowruz, auf dem alle Symbole mit dem persischen Buchstaben “Sin” beginnen. Und alle diese Details sind mit der Symbolik des Frühlings verbunden. Sib, der Apfel, symbolisiert Gesundheit und Schönheit!
Mit Sib, dem Apfel, habe ich vor kurzem köstliche Bratäpfel zubereitet. Das ist nun per se kein persisches Rezept, passte aber zunächst in die winterliche Jahreszeit. In den nächsten Wochen werden hier weitere Haft Sin-Symbole präsentiert werden und mit dem kommenden Frühling werden typisch persische Gewürze, Zutaten und kulturelle Aspekte mehr und mehr vorgestellt werden!
Nun aber zum Rezept:
Zutaten:
- Kleine bis mittelgroße Äpfel (Ich habe die Sorte Pinova in einem nahe gelegenen Bio-Markt ausgesucht. Die Äpfel hatten eine mittlere Größe.)
- Gemahlener Mohn, gehobelte Mandeln und klein gehackte Walnusskerne
- Ahornsirup
- Preiselbeeren (Kompott oder Marmelade/Konfitüre mit ganzen Stücken)
- Vanillepulver (nicht zu verwechseln mit Vanillezucker!)
- pflanzlicher Sahneersatz auf Reisbasis
Für die Sauce den Sahneersatz auf Reisbasis unter Einrühren von etwas Vanillepulver und Ahornsirup erwärmen. (Pro Apfel empfehle ich 100 ml Sauce, und pro Sauce 2 Esslöffel Ahornsirup.)
Den oberen Teil des Apfels (um einen kleinen Deckel zu erhalten) abschneiden und den Apfel mit Hilfe eines Apfelausstechers aushöhlen. (Dabei die Kerne entfernen und das Fruchtfleisch aufheben.)
In einer Rührschüssel Apfelfruchtfleisch mit Preiselbeeren, Mohn, Mandeln und Walnüssen verrühren und etwas Ahornsirup hinzufügen. Die ausgehöhlten Äpfel mit der Mischung befüllen und im vorgeheizten Backrohr (Ober/Unterhitze) bei 180° C ca. 20-30 Minuten braten.
Mit der Vanillesauce servieren!
Guten Appetit! نوش جان