Rennersistas – Weinhandwerk zwischen internationalem Flair und pannonischen Wurzeln

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(Unbezahlte Werbung / Reportage) Die Geschichte, die zur Begegnung mit zwei faszinierenden burgenländischen Winzerinnen führte, begann an einem lauen Spätsommerabend, als wir einander mit einem sprudelndem ganz speziellen Schaumwein zuprosteten… 

Es war eben an jenem Septemberabend, als wir unsere lieben Nachbarinnen zu einem Dinner auf die Terrasse geladen hatten und sie mit einem sprudelnden Aperitif überraschten. „In a hell mood“, nannte sich der anregende Pet Nat, den wir genossen, ein nach alten Methoden durch Flaschengärung entstandener Schaumwein. Er schmeckt herber als Champagner oder Sekt, leicht, spannend und hat etwas Ursprüngliches an sich, das alle an diesem Abend verzauberte – und „in a hell mood“ versetzte – und die Frage nach den Schöpferinnen dieses Werks, den Golser Winzerinnen Rennersistas, brachte diese Geschichte ins Rollen.

So war ich damals am Überlegen, im Weinkulturhaus Gols ein Pet Nat-Seminar bei Stefanie Renner zu besuchen. “Unbedingt!”, meinten alle an jenem Abend. Und, “Bring’ diese Geschichte auf Steppe und Stadt!”


Design im Weinkulturhaus Gols

 

Design im Weinkulturhaus Gols

Das Seminar wurde besucht, Golser Pet Nats verkostet – und ich lernte die eine Hälfte der kreativen Schwestern kennen: Stefanie, die mit ihrer Natürlichkeit und ansteckenden Begeisterung perfekt durch die Verkostung führte.

Begegnung am Weingut 

An einem sonnigen Februartag führte mich mein Weg schließlich aufs Weingut der Familie Renner, wo mich, ebenso strahlend wie ihre Schwester, nun Susanne begrüßte. Stefanie folgte und auch Vater Helmuth, aus dessen Namen die beiden Sistas den Slogan „in a hell mood“ abgeleitet haben.

Im freundlich hellen Verkostungsraum erzählten mir die beiden Schwestern, bei einem wunderbar intensiven Kaffee, ihre Geschichte:

Nach der Schule ging es für beide erstmals weg vom Land und in die Großstadt. Susanne schlug den Weg einer Modedesignerin ein, konkret als Modistin. Stefanie studierte an der BOKU Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Ihre Herkunft und ihre Verbundenheit zum Wein haben sie nie vergessen. So begannen sie sich irgendwann wieder intensiver mit dem Weinverkosten im Freundeskreis zu beschäftigen, dabei in die Tiefe zu gehen und auch schon viel Maischevergorenes zu verkosten.

Zu Hause in Gols hatten sie immer wieder im elterlichen Betrieb mitgeholfen, waren aber niemals dabei unter Druck gestanden noch waren sie je dazu gezwungen worden, den Familienbetrieb fortzuführen.

Als die Eltern schließlich davon zu sprechen begannen, irgendwann ganz mit dem Weinbau aufzuhören, um in Pension zu gehen, löste das ein Nachdenken über die Zukunft bei Susanne und Stefanie aus: ein Nachdenken über die Zukunft des Winzerbetriebs, aber auch über ihren eigenen Lebensweg.

Und dieser sollte sich, wenn auch nicht von heute auf morgen, doch aber von Grund auf ändern, denn die beiden entschlossen sich, die Tradition ihrer Eltern weiterzuleben, auf ihre ganz eigene Art und Weise, und die Eltern gaben ihnen den notwendigen Raum dafür, ließen sie gestalten und auch Fehler machen.

Zu schade wäre es gewesen, alles aufzugeben, denn das Weinhandwerk ist ein wunderschöner und naturverbundener Beruf. Und Familie Renner versteht es auch als Handwerk, man bewirtschaftet den Betrieb in Handarbeit, der Vater schlug bereits den Weg in die biologisch-organische Landwirtschaft ein und seine Tochter gehen bewusst den biologisch-dynamischen Weg.

Inspiration aus anderen Ländern

Neue Erkenntnisse haben sich die beiden Schwestern auch im internationalen Austausch geholt. Ehe es für die beiden so richtig in Gols losging, absolvierte Stefanie Praktika auf Weingütern im Ausland: auf Matassa in Frankreich, Testalonga in Südafrika und bei Tom Shobbrook in Australien.

Susanne folgte Stefanie nach Südafrika, wo sie eine prägende gemeinsame Zeit verbrachten, wieder eng zusammenfanden, zwei Schwestern, die sich auch zuletzt in Wien eine Wohnung geteilt hatten. Zusammen machten sie sich auch daran, den Start als Winzerinnen im Burgenland zu planen.

Von Anfang an war klar, auf den naturverbundenen Weg des Vaters aufzubauen, ihn noch konsequenter weiterzugehen und ein eigenes Label zu kreieren. Einige Wege wurden komplett neu beschritten, wie das frühere Ernten, die erste Lese setzten sie im August an. Die erste eigene Ernte gab es 2015.

Unkompliziert und unvoreingenommen gingen Susanne und Stefanie Renner an das Weinhandwerk heran. So stellten sie auch das Klischee des Rotweintrinkens im Winter in Frage. Sie selbst schätzen Weine mit weniger hohem Alkoholgehalt, daher versuchen sie, diese Leichtigkeit auch bei den Roten umzusetzen. Dann darf auch mal ein Rotwein an Sommerabenden genossen werden.

Überzeugt wirtschaften mit Biodynamik 

Der Weinbau erfolgt nach biodynamischen Richtlinien. In der biodynamischen Landwirtschaft wird der gesamte Hof oder in dem Fall das Weingut als autarker Kreislauf gesehen, in dem Menschen, Tiere, Pflanzen und der Boden in Wechselwirkung miteinander stehen.
Tiere, so Susanne und Stefanie Renner, würden im Moment am Weingut fehlen, es sei aber eine für die Zukunft möglicherweise interessante und ergänzende Idee. Doch nun, wo die beiden Schwestern auch sehr viele Reisen unternehmen, hätten sie ein schlechtes Gewissen, Tiere zu halten.
Natürlich wird mit Tiermist gearbeitet und den in der Biodynamik essentiellen Präparaten, die aus tierischen, pflanzlichen und mineralischen Substanzen gewonnen werden und die zum Wohl von Pflanzen und Boden eingesetzt werden. In der Biodynamik geht es sehr stark um die Erhaltung der Gesundheit der Pflanzen und um das Vorbeugen von Krankheiten.

 

Weinkeller der Familie Renner in Gols; rechts im Bild die Amphoren, die für Naturweine verwendet werden

Vorteilhaft für das Engagement der Rennersistas ist es sicherlich auch, dass ihre Zugangsweise mit der anderer Winzer vor Ort konform geht und somit gegenseitiger Austausch und gegenseitige Unterstützung geschehen kann. Die bereits vor vielen Jahren gegründete Winzervereinigung „Pannobile“ hat es sich zum Ziel gesetzt, hochqualitative Weine zu produzieren, die den Charakter der Region widerspiegeln. 8 von 9 Pannobile-Winzern arbeiten biodynamisch.
Interessant ist es auch, dass gerade auch Gols zu einem kleinen, aber sehr feinen Zentrum für die österreichische Pet Nat-Produktion geworden ist. Gerade weil hier junge Winzer beheimatet sind, die unkompliziert und unkonventionell an das Handwerk herangehen, ist ein förderliches Klima für frische Innovationen entstanden – und ein starkes Statement für verantwortungsbewusste Landwirtschaft.

Die Jungen und der wild schäumende Pet Nat

Die Jungen waren es, die sich hier an das wild schäumende Projekt Pet Nat wagten. Pet Nat steht für Pétillant Naturel, also natürlich prickelnd, und beruht auf dem ältesten Verfahren der Perl- oder Schaumweinerzeugung, der sogenannten Methode ancestrale oder rurale. Dabei füllt der Winzer den bereits gärenden Most in die Flasche, der dort aufgrund der Dynamik der natürlichen Hefen ohne künstliche Zugabe von Zucker oder Hefe zu Ende gärt. Erfolgreich Pet Nats zu erzeugen, das ist das Ergebnis von Experimenten und Üben, denn es ist nicht so einfach, den richtigen Zeitpunkt des Abfüllens zu erwischen – denn wenn der Kohlensäuredruck zu hoch wird, explodieren die Flaschen. Ein Stück harte Arbeit ist auch das Degorgieren der Flaschen, wobei die beim Gärungsprozess übriggebliebene Hefe aus der explosionsartig sprudelnden Flasche gelassen wird. Die Basis für Pet Nats ist meist eine Maischegärung. Dabei vergären Saft, Traubenhaut und Kerne gemeinsam, was zu einem höheren Gerbstoffgehalt führt.

 

Welschriesling der Rennersistas, ein wunderbar unfiltrierter Naturwein – und der Pet Nat “In a hell mood” mit Mezze, die ich dazu kreierte

Pet Nats sind ein erfrischender Drink und Aperitif, fernab des Champagner-Images – ein sprudelnd-frecher Genuss, nach dem Öffnen des meist verwendeten Kronkorkens. Sie harmonieren besonders gut mit Kräuter-Nuancen, Frischkäse oder erdig-herben Geschmacksrichtungen. Dieses Mal habe ich zum Pet Nat “In a hell mood” geröstete Shii-Take-Pilze mit Koriander und Ziegenjoghurt mit Walnüssen und Minze kombiniert. Doch mehr dazu am Ende dieser Reportage.

Vater und Töchter

Der Pet Nat ist nur einer der Weine, den Susanne und Stefanie Renner anbieten. Ihr besonderes Interesse gilt den reinsortigen Weinen, von denen sie 2 weiße und 3 rote anbieten. Daneben existieren ein Rosé sowie ein roter und ein weißer Cuvee, die den Namen „Waiting for Tom“ tragen. Und darüber hinaus kann der Weininteressierte aus dem Sortiment „Renner“ schöpfen. Vater und Töchter arbeiten Hand in Hand. Auch wenn die Jungen ihren eigenen ganz speziellen Weg eingeschlagen haben, so ist es nichts, für das nicht auch der Vater eintritt. Man ergänzt sich und ist von denselben Idealen überzeugt. 

Der Betrieb der Familie Renner erzeugt zur Zeit 85 % Rot- und 15 % Weißwein, wobei der Weißweinanteil noch angehoben werden soll. Ein im Burgenland-Vergleich sicherlich hoher Anteil liegt auch im Export. So findet man die Rennersistas auf internationalen Speisekarten und Messen, wie der Naturwein-Messe RAW in London. Auch für die beiden Schwestern ist es spannend, neue Kontakte zu schmieden, zu sehen, wie man in anderen Ländern auf sie reagiert und wie ihre Weine mit Kulinarik verbunden werden. Der Austausch mit Gleichgesinnten, die Natural Wines produzieren oder sich damit beschäftigen, gibt Feedback und Inspiration. Man fühlt sich in dieser internationalen Community ebenso zu Hause wie in der Heimatgemeinde Gols. Eine wunderschöne und offene Verbindung, finde ich.

Die Begegnung mit Naturweinen

Und ich selbst verkoste seit ungefähr einem Jahr Naturweine und Pet Nats, zunächst inspiriert durch andere Food Blogger und Food Journalisten. Doch lassen wir die Schlagworte – Weine jedenfalls, so wie jene der Rennersistas, die alte und gleichzeitig neue Wege beschreiten und sich dabei an höchster Qualität und einer Verantwortung gegenüber der Natur orientieren, versprechen schon viel. Und wenn man diese Haltung dann im Geschmack wiederfindet, wird es umso spannender! Vor allem für meinesgleichen, die süße Drinks nie anziehend fand und die von der Ursprünglichkeit dieser Weine angezogen wurde. Nichts duftet so intensiv und frisch wie die bisher verkosteten Naturweine, finde ich mittlerweile, und nichts kommt dem herben Traubengeschmack und der Ausdrucksstärke nahe. 

Mittlerweile haben wir im Freundeskreis weitere Pet Nats verkostet, denn ein weiterer lieber Nachbar stellte sich als echter Kenner der Natural Wines heraus und wir testeten einige österreichische und internationale Beispiele, die er uns fasziniert erklärte – und unser Part dabei war es, persische Kräutergerichte zu kochen, die eben so wunderbar harmonieren! Und natürlich durfte der “In a hell mood” nicht fehlen! 

Nun noch schnell die Anleitung für die Mezze, die ich hier zum Pet Nat gereicht habe: 

Bio-Shii-Take-Pilze (eigentlich ist bei mir alles Bio) in dünne Scheiben schneiden und in etwas Olivenöl, gewürzt mit Pfeffer und Kurkuma anrösten. Gegen Ende des Kochens frisch gehackten Koriander hinzufügen und etwas Hafermilch unterrühren. Und wunderbar dazu passt Ziegenjoghurt, in das man etwas Himalaya-Salz, gehackte Walnusskerne und frische Minze (keine Pfefferminze, marokkanische) einrührt. Perfekt ergänzt wird das Ganze durch persisches Barbari-Brot, das mit Sesam bestreut ist! 

Zu einem weiteren Wein, dem roten “Waiting for Tom” habe ich eine andere vegetarische Speise mit einer persischen Zutat gekocht – but wait for this, dieses Rezept folgt in den nächsten Tagen! 

Es war es auf jeden Fall wert, Neues auszuprobieren und die Welt der Natural Wines kennenzulernen, ebenso faszinierend und inspirierend war es, Susanne und Stefanie Renner kennenzulernen! Ein herzliches Dankeschön für das schöne Interview und die Auskünfte! 

Und hier geht´s zum Weingut: Renner und Rennersistas

 

Shii-Take-Pilze und Minz-Walnuss-Joghurt zum Pet Nat

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